Feldhamsterschutz Best-Practice - Beispiele
Neben den beschriebenen freiwilligen Feldhamsterschutz-Maßnahmen F1-F3 F (Stoppelbrache, Feldhamsterparzelle, Feldhamsterstreifen) sowie “Schlagteilung”, “mehrjährigen Blühstreifen mit gebietseigenem Saatgut”, “Schonflächen” und “ökologischem Landbau” im Thüringer KULAP-Agrarförderprogramm
sind folgende Faktoren generell förderlich für Feldhamster, Insekten und die gesamte Natur:
- Vielfältig blühende Landschaften mit dauerhaften Feldrainen, Hecken und Baumreihen aus Wildpflanzen, Obst- und Landschaftsbäumen bieten Lebensraum für Wildtiere und Pflanzen. Wichtig ist auch, dass diese Strukturen miteinander verbunden sind, sodass Tiere dazwischen wandern und Pflanzen sich ausbreiten können. Dies nennt man in der Fachsprache „Biotopverbund“.
- Der Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel schont u. a. die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft und fördert nicht nur das Vorkommen des Feldhamsters, sondern die Artenvielfalt in der gesamten Agrarlandschaft. Durch Anpassungen in der Bewirtschaftung, wie den Anbau von vielfältigen Feldfrüchten und die Förderung von Nützlingen als natürliche Gegenspieler der Schädlinge, kann der Einsatz von Umweltgiften vermindert werden. Das ist auch für unsere Gesundheit gut!
- Mehr ökologischer Landbau, kleinstrukturierte Felder sowie Vielfalt auf dem Acker und in der Fruchtfolge könnten neben Feldhamster-, Insekten- und Naturschutz auch die Nah- und Selbstversorgung des Menschen stärken. Die heimische Landwirtschaft und unsere Ernährung wären damit weniger abhängig von Importen und bedenklichen Lieferketten.
Wie Bemühungen zum Feldhamster- und Artenschutz aussehen, kann von Maßnahme zu Maßnahme unterschiedlich sein. Hier finden sie Beispiele und können sich ein eigenes Bild machen!
Stadt Erfurt
Bei Erfurt wird dem Feldhamster auf kreative Art und Weise geholfen. Hier wurden Bracheflächen zum Teil mit Feldhamsterfreundlichen Getreiden und Leguminosen besät, was dem Feldhamster Nahrung und Rückzug bietet. Weitere Flächen wurden angelehnt an die Maßnahmen F2 - Feldhamsterparzelle und F3 - Feldhamsterstreifen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP). Das bedeutet verschiedene Feldkulturen wurden in Streifen nebeneinander angebaut, was dem Feldhamster Schutz und durch die höhere Vielfalt auch eine bessere Ernährungsgrundlage bietet.
Auf bis zu 50 Hektar wurden diese Maßnahmen hier umgesetzt und über das Förderprogramm “Entwicklung Natur und Landschaft” gefördert.
Hier sind die Feldhamsterpopulationen stabil und scheinen sogar zuzunehmen. Bei einer Kartierung auf Teilen der Fläche wurden um die 10 Baue pro Hektar gefunden.
Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut Buttelstedt
Eines der größten Feldhamstervorkommen Thüringens befindet sich auf den bewirtschafteten Flächen des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. Auf mehr als 400 Hektar Ackerland wird eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung umgesetzt. Hierunter fallen beispielsweise die Thüringer KULAP Maßnahmen Stoppelbrache F1, Feldhamsterparzelle F2 und Feldhamsterstreifen F3. Letztere wurden so angelegt, dass diese inmitten größerer Schläge liegen oder Verbindungen zu benachbarten Flächen ermöglichen. Das Praxiszentrum Feldhamsterschutz beschäftigt sich u.a. mit der Planung und Anlage von Demonstrationsanlagen, um Unterstützung bei der Evaluierung von Feldhamstermaßnahmen anzubieten. Im Jahr 2024 konnten zwei Anlagen mit Untersaaten erprobt werden und im Jahr 2025 sind weitere Demonstrationsanlagen geplant. Weitere Informationen finden Sie unter: tlllr.thueringen.de/landwirtschaft/agraroekologie/praxiszentrum-feldhamsterschutz
Rose Saatzucht Erfurt
Der Betrieb hat 25 Jahre Erfahrung in der professionellen Betreuung von über 200 Kulturen aus Heil- und Kräutersaatgut, Gemüse und Blumensaatgut. Seit etwa 10 Jahren sind alle Flächen im ökologischen Landbau, was die Vielfalt auf den Betriebsflächen zusätzlich erhöht hat. Besonders bemerkenswert ist, dass sich auf den Betriebsflächen ein Hotspot für Feldhamster in Thüringen befindet – nicht einmal 700 Meter vom Erfurter Dom entfernt. Die Anbaustruktur des Betriebs bietet nicht nur Feldhamstern, sondern auch anderen Tieren der Feldflur, wie Rebhühnern, Rotmilanen, Feldlerchen, Feldhasen und natürlich auch den unersetzlichen Bestäubern, wie Bienen einen wertvollen Lebensraum.
Rose Saatzucht Erfurt zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltige und ökologische Landwirtschaft erfolgreich umgesetzt werden kann und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leistet. Darüber hinaus erschließt der Betrieb auch kontinuierlich innovative Geschäftsfelder und engagiert sich in verschiedenen Förderprojekten, darunter: Pflanzen-Hydrolate im ökologischen Anbau, mobile Technik sowie REGIO-SAAT: Regionale Wildsamenmischungen für Blühflächen und Feldsäume in Thüringen.
Pfullendorf, Lk. Gotha
Auf rund 20 ha wurde der Winterweizen kurz unterhalb der Ähre gedroschen so dass eine Stoppelhöhe von mindestens 30 cm auf der gesamten Fläche gewährleistet ist. Diese Stoppeln wurden stehengelassen (Maßnahme F1 - Stoppelbrache) und im September wurde per Direktsaat Phacelia als Zwischenfrucht eingedrillt, die auch schön aufgelaufen ist und zusätzliche Deckung geboten hat.
Es ist geplant in der Folgekultur drei Streifen mit Zwischenfrucht bzw. Selbstbegrünung stehenzulassen um weiterhin Nahrung und Deckung zu gewährleisten. Bei der Kartierung im Sommer 2024 wurden auf der Fläche 8 Hamsterbaue festgestellt.
Die Landwirtschaft ist wichtiger Partner des Natur- und somit Feldhamsterschutzes. Diese Seite soll Vorbild und ein Ort der Wertschätzung sein. Falls Sie ebenfalls Schutzmaßnahmen für den Feldhamster durchführen und aufgeführt werden möchten, kontaktieren Sie uns gerne!