Zur Lebensweise des Feldhamsters

Der Feldhamster (Cricetus cricetus) ist die einzige Art der Gattung Hamster in Europa. Sein Name stammt aus dem althochdeutschen („hamastro“) und bedeutet so viel wie Kornwurm. Feldhamster sind etwa meerschweinchengroß und können bis zu 600 Gramm wiegen. Männchen werden in der Regel größer als Weibchen. Charakteristisch ist sein buntes Fell, das ihm in der Vergangenheit bereits zum Verhängnis wurde, denn die Hamsterfelle waren bis in die 1980er Jahre begehrt. Neben der bunten Normalfärbung kommt in Thüringen die schwarze Farbvariante des Feldhamsters vor.

Der ursprüngliche Lebensraum des Feldhamsters waren fruchtbare Steppen und Grasländer. In Deutschland lebt der Hamster fast ausschließlich in der Agrarlandschaft. Dazu gehören Wiesen, Ackerland, Feldraine und -gehölze sowie Brachflächen. Im östlichen Teil seines Verbreitungsgebietes kommt er häufig in Gärten und Obstplantagen in unmittelbarer Nähe menschlicher Besiedlung vor. Zum Anlegen seiner bis zu 2 Meter tiefen Erdbauten, benötigt der Hamster tiefgründige, gut grabbare Böden. Ein Feldhamsterbau besitzt mehrere Eingänge. Überlebensnotwendig ist das Graben von sogenannten Fallröhren, in denen sich der Hamster bei Gefahr schnell in Sicherheit bringen kann. Der Bau besteht aus Vorratskammer, Schlafkammer und sogar einer Toilette. Durch sein Graben und den Eintrag von Streu sorgt der emsige Baumeister für eine bessere Durchlüftung des Bodens (Bioturbation) und fördert gleichzeitig die langfristige Boden- und Humusbildung.

Feldhamster sind Einzelgänger, die ihr Territorium gegen Artgenossen verteidigen. Nur zur Paarungszeit dulden weibliche Tiere Männchen in ihrem Revier. Direkt nach der Paarung zieht das Männchen weiter. Nach ungefähr 20 Tagen bringt das Weibchen die Jungen zur Welt. Früher brachten die Weibchen dreimal im Jahr 6 bis 10 Jungtiere zur Welt, heute wird diese Zahl aufgrund schlechterer Lebensbedingungen nicht mehr erreicht. Der Nachwuchs ist nach ca. einem Monat selbstständig und muss sich seinen eigenen Bau graben.

Feldhamster ernähren sich überwiegend pflanzlich, nehmen aber auch tierische Nahrung zu sich. Auf seinem Speiseplan stehen u. a. Feldfrüchte, aber auch Ackerwildkräuter sind essenziell, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Sein Wintervorrat besteht aus haltbarem Getreide, aber auch Wurzelgemüse und sogar Obst wurden bereits in seinen Vorratskammern gefunden. Seine Nahrung transportiert der Hamster in seinen geräumigen Backentaschen, in die bis zu 60 Gramm passen. Während des Winterschlafs von Oktober bis Mai, wacht der Hamster gelegentlich auf und bedient sich an seinen Vorräten. Nur ein ausreichender Vorrat von ca. 1,5 Kilogramm sichert das Überleben des Nagers.

  • Feldhamster (Foto: Wolfgang Hock)
  • schwarzer Feldhamster (Foto: Wolfgang Hock)
  • Junge Feldhamster (Foto: Wolfgang Hock)

Bedrohung

Geschichtliches

Neben seiner Bekämpfung als Ernteschädling war die Nutzung seines Fells bis weit in das 20. Jahrhundert üblich. Die besten Fanggebiete lagen in der Magdeburger Börde und im Thüringer Becken. Die Hamsterbaue wurden überwiegend ausgegraben, um sowohl an die Pelze, als auch an die eingelagerten Vorräte zu gelangen. Da bis in die 1970er Jahre die Schädlingsbekämpfung im Vordergrund stand, kam es zusätzlich zu Vergiftungsaktionen.

 

Landwirtschaft

Obwohl die Bekämpfung des Feldhamsters mittlerweile verboten ist, sorgt u. a. die moderne Landwirtschaft für einen starken Rückgang der Tiere. Besonders die steigenden Schlaggrößen, reduzierte Fruchtfolgen oder der Einsatz verlustarmer Erntetechnik wirken sich negativ auf den Feldhamster aus. In seiner aktiven Zeit ist der Hamster auf abwechslungsreiche Kulturen, die ihm neben Nahrung auch Deckung vor Fressfeinden bieten, angewiesen. Auch zu tiefes Pflügen und das sofortige Umbrechen der geernteten Felder gefährden das Überleben der Tiere. Hinzukommt das Ausbringen schädlicher Agrochemikalien, die direkt (Rodentizide), aber auch indirekt (Herbizide, Insektizide) auf den Feldhamster einwirken. Der Einsatz von Mitteln zur Bekämpfung von Nagetieren ist in Vorkommensgebieten des Feldhamsters gesetzlich geregelt.

 

Versiegelung und Zerschneidung

Die bisher ungebremste rasante Flächenversiegelung und -zerschneidung ist ein weiterer Hauptgrund für den Rückgang des Feldhamsters und der gesamten Biodiversität in der Agrarlandschaft. Fruchtbare Böden, die der Hamster zwingend benötigt, werden nach wie vor für Straßen, Wohn- oder Industriegebiete geopfert. Daraus resultiert neben dem kleiner werdenden Lebensraum auch die Isolation von Feldhamstervorkommen, denn männliche Tiere haben einen geringen Bewegungsradius von etwa 500 bis maximal 1000 Meter, Feldhamsterweibchen lediglich von etwa 300 Meter. Hinzukommen nahezu unüberwindbare Hindernisse, wie Autobahnen. Der fehlende genetische Austausch kann zum Zusammenbruch der Teilpopulation bis hin zum lokalen Aussterben führen.

 

Der Feldhamster wird auf der Roten Liste der gefährdeten Arten deutschland- und thüringenweit als vom Aussterben bedroht (1) eingestuft. Seit 2020 wird er von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben bedroht (Critically Endangered) eingestuft. In einigen Bundesländern Deutschlands ist er bereits ausgestorben, in anderen überlebt er noch in isolierten Vorkommen. Sollte sich die aktuelle Entwicklung fortsetzen, stirbt der Feldhamster in naher Zukunft aus.

Schutz

Gesetzlicher Schutz

Der Feldhamster ist international über die Berner Konvention (Anhang II) und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Anhang IV) geschützt. In Deutschland ist er nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) streng geschützt. Aufgrund dieser Einstufung ist es verboten den Hamster während der Fortpflanzungs-, Aufzucht- und Überwinterungszeit erheblich zu stören oder seine Lebensstätten ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.

 

Praktischer Feldhamsterschutz

Natürlich bedeutet Feldhamsterschutz nicht, dass man sich vollständig von der modernen Landwirtschaft verabschieden muss. Bereits das Stehenlassen von Stoppeln (Deckung), oder der Verzicht auf einen Teil der Ernte (Nahrung) helfen dem Feldhamster zu überleben. Das Anlegen hamsterfreundlicher Blühstreifen, die überjährig stehenbleiben, bieten zusätzlich Nahrung in Form von Ackerwildkräutern. Auch Insekten finden hier Zuflucht. Zusätzlich sollten vielfältige Strukturen, wie Feldgehölze, Obstbaumreihen oder Hecken zur Vernetzung von Lebensräumen angelegt werden. Allerdings können zu nah am Bau gelegene Hecken, Bäume oder Ansitzwarten den Hamster zur leichten Beute für Greifvögel machen.

Ein streifenweiser abwechselnder Anbau unterschiedlicher feldhamsterfreundlicher Kulturen wie Getreide, Luzerne oder Erbse bieten dem Hamster über die gesamte Aktivitätsperiode hinweg Nahrung und Deckung. Essenziell ist der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, um weitere Nahrungsquellen wie Insekten und Ackerwildkräuter für den Feldhamster zu erhalten.

Für die Umsetzung dieser Maßnahmen bekommen Landwirte in Thüringen Geld über die landwirtschaftliche Förderung (KULAP). Damit sollen der Mehraufwand und der Ertragsausfall für die hamsterfreundliche Bewirtschaftung honoriert werden.

Da der Feldhamster in vielen Regionen kaum noch zu finden ist, wurde in den vergangenen Jahren in fast allen mitteleuropäischen Ländern mit der Wiederansiedlung oder Bestandsstützung begonnen. Hierzu werden Feldhamster in Gefangenschaft gezüchtet und der Nachwuchs ausgewildert.

Filme mit und über Hamster

Für alle die mehr wissen wissen wollen, findet sich hier eine regelmäßig aktualisierte Liste mit Beiträgen rund um den Feldhamster.

Der kleine Held vom Hamsterfeld

Naturfilme | MDR-Fernsehen
ca. 43 Minuten

Letzte Hoffnung Hamsterinsel

Bayern erleben | BR Fernsehen
ca. 43 Minuten

Das Hamster-Paradies inmitten einer feindlichen Umgebung

MDR Thüringen Journal | MDR-Fernsehen
2 Minuten

Zum weiterlesen und -stöbern

Nicht nur über das Sofortprogramm Feldhamster wird der bunte Nager in Deutschland geschützt. Auch andere Projekte und Organisationen widmen sich intensive dem Thema.

Das Projekt Feldhamsterland wird über das Bundesprogram Biologische Vielfalt gefördert und ist in den Bundesländern Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen aktiv. Über die Website lassen sich nicht nur zahlreiche Informationen über den Feldhamster erfahren, sondern auch Veranstaltungshinweise zu Weiterbildungen, gemeinsamen Feldhamsterzählungen und vielem mehr.

Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft widmet sich lokal dem Feldhamsterschutz in Nordrhein Westfalen. Auf der Website sind Videos von Feldhamstern und dem Aussetzen von nachgezüchteten Tieren zu finden.

Die Deutsche Wildtierstiftung hat nicht nur Fakten zum Feldhamster optisch ansprechend aufgearbeitet, sondern bietet auch viel wissenswertes über zahlreiche andere Wildtiere.

Die AG Feldhamsterschutz Niedersachsen bündelt ehrenamtlichen und behördlichen Naturschutz in Niedersachsen. Sie setzt sich nicht nur für den Feldhamster auf dem Acker, sondern auch für den "Gartenhamster", Feldhamster die aufgrund des Verlustes ihres eigentlichen Lebensraumes sich in menschliche Gärten zurückgezogen haben, ein.

Die Umweltverbände NABU und BUND setzen sich in ihren regionalen Gruppen und darüber hinaus für den Erhalt der Art sowie ein intaktes Ökosystem Acker ein.

Auch wenn der Schutz des Feldhamsters auf dem Acker oberste Priorität hat, setzten sich Zoo- und Tierparke zunehmend für den Erhalt des Feldhamsters ein. Welche Einrichtung sich für den Erhalt der Art einsetzen ist über die Zootierliste zu erfahren, weiter Informationen über den Feldhamster als Zootier über das Zootier-Lexikon.